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Kernaussage: Saubere Architektur macht Software wartbar und änderbar; sie trennt Geschäftslogik, Schnittstellen und Infrastruktur strikt, damit KMU rascher auf Markt- und Kundenanforderungen reagieren können.
Warum saubere Architektur für KMU wichtig ist
KMU haben oft begrenzte Ressourcen und müssen schnell liefern. Saubere Architektur reduziert technische Schulden, beschleunigt Feature‑Lieferung und senkt Betriebskosten. Kernprinzipien sind klare Schichten, Abhängigkeit von abstrakten Schnittstellen statt konkreter Implementationen sowie eindeutige Zuständigkeiten. Das Ergebnis: kürzere Release‑Zyklen, geringeres Risiko bei Entwicklerwechseln und leichteres Testing.
Kernprinzipien praktisch angewendet
Trennen Sie Domain, Anwendung, Schnittstellen und Infrastruktur. Domain enthält Geschäftsregeln, Use‑Cases die Abläufe, Schnittstellen die Verträge (z. B. DTOs, Interfaces), Infrastruktur die konkrete Persistenz oder externe API‑Calls. Beispiel: Ein KMU entwickelt eine Auftragsverwaltung. Die Domain definiert Auftrag, Position, Preisregel. Use‑Cases enthalten "Auftrag erfassen" und "Rabatt berechnen". Die Datenbank-Implementierung bleibt austauschbar, weil Repositories ein Interface erfüllen. Tests schreiben Sie gegen Use‑Cases und Domain‑Objekte, nicht gegen die Datenbank.
Architekturentscheidungen und konkrete Techniken
Wählen Sie einfache Patterns: Repository für Persistenz, Service/Use‑Case für Orchestrierung, Controller/Adapter für Eingaben. Nutzen Sie Dependency Injection, um Implementationen zu wechseln. Verwenden Sie Integrationstests nur für Adapters; Unit‑Tests für Domain und Use‑Cases. Beispiel: Statt in einem Controller direkt SQL‑Abfragen zu platzieren, rufen Sie ein Repository‑Interface auf. So können Sie bei Bedarf auf eine Cloud‑Datenbank wechseln, ohne die Businesslogik anzupassen.
Organisatorische Aspekte im KMU
Setzen Sie Code‑Ownership nach Komponenten, nicht nach Technologie. Ein kleines Team betreut Domain‑ und Use‑Case‑Layer gemeinsam. Reviews prüfen Architekturprinzipien, nicht nur Stil. Dokumentieren Sie Schnittstellen knapp und verbindlich. Beispiel: Bei einem Wechsel des Zahlungsanbieters ersetzt Ihr Dev nur den Adapter, während Domain und Use‑Cases unverändert bleiben.
Typische Fehler und Korrekturen
Fehler 1: Businesslogik in Controllern oder der Datenbank. Korrektur: Verschieben Sie Logik in Domain und Use‑Cases; Controller delegieren nur. Beginnen Sie mit einer kleinen Refaktorierung eines kritischen Endpunkts.
Fehler 2: Direkte Abhängigkeit von Infrastrukturklassen (z. B. konkrete ORM‑Klassen überall). Korrektur: Definieren Sie Interfaces für Repositories und Injizieren Sie Implementationen. Erstellen Sie Adapterpakete für ORM/DB.
Fehler 3: Keine automatisierten Tests für Kernlogik. Korrektur: Schreiben Sie Unit‑Tests für Domain und Use‑Cases und Integrationstests für Adapter. Priorisieren Sie Tests für fehleranfällige Regeln, z. B. Preisberechnung.
Messbare Vorteile und Beispiele
KMU berichten oft von 30–50% reduzierter Fehlerbehebungszeit nach Umstellung auf klare Schichten. Beispiel: Ein Dienstleister reduzierte Release‑Rollbacks, weil Änderungen an der Rechnungslogik in Use‑Cases getestet wurden, statt in der Web‑Schicht.
14–30‑Tage‑Handlungsanleitung
Tag 1–3: Inventar erstellen. Identifizieren Sie kritische Funktionen (z. B. Auftragsverwaltung, Rechnung). Markieren Sie Stellen mit Businesslogik, die aktuell in Controllern/DB liegen.
Tag 4–7: Priorisieren. Wählen Sie ein Modul mit hohem Änderungsbedarf (z. B. Rabatt‑/Preislogik). Definieren Sie Domain‑Modelle und Use‑Case‑Schnittstellen in einfachen UML‑Boxen oder Markdown.
Tag 8–12: Refaktorieren. Extrahieren Sie die Businesslogik aus dem Controller in Use‑Case‑Klassen. Legen Sie Repository‑Interfaces an; implementieren Sie einen Adapter für die bestehende DB. Schreiben Sie erste Unit‑Tests für Use‑Cases.
Tag 13–18: Absichern. Ergänzen Sie Integrationstests für Adapter. Führen Sie Code‑Reviews mit Fokus auf Abhängigkeiten und Schichten durch. Beheben Sie Verstösse gegen die Trennung.
Tag 19–24: Rollout. Deployen Sie die refaktorierten Komponenten in einer Staging‑Umgebung. Überwachen Sie Fehler und Performance. Messen Sie Release‑Zeit und Anzahl Hotfixes.
Tag 25–30: Standardisieren. Erstellen Sie kurze Richtlinien (2–4 Seiten) zur Schichtentrennung und Tests. Schulen Sie das Team in einer 90‑minütigen Session. Planen Sie monatliche Architektur‑Reviews.
Diese Schritte liefern sichtbare Verbesserungen in wenigen Wochen. Beginnen Sie mit einem überschaubaren Modul und erweitern Sie die saubere Architektur schrittweise.
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